Margarethe von Trotta erhielt 1981 für „Die bleierne Zeit“ in Venedig den Goldenen Löwen. In einem Interview mit Martina Knoben (SZ 17.2.22) reflektiert sie, die demnächst 80 wird, ihr Leben und Werk.
SZ: Sie haben sich dann zielsicher interessante junge Regisseure ausgesucht.
Trotta: Die haben mich ausgesucht! Volker Schlöndorff hatte mich in einem Film gesehen und wollte mich für „Baal“ haben. In „Baal“ spielte Fassbinder die Hauptrolle, so habe ich Fassbinder kennengelernt, der dann auch mit mir Filme machen wollte. Und dann kam irgendwann Herbert Achternbusch dazu.
SZ: War das ein Machoklub?
Trotta: Fassbinder war mit seinen Leuten ganz schön übergriffig, aber weder mit Hanna Schygulla noch mit mir. Er wusste schon, mit wem er es machen kann. Nach drei Filmen habe ich dann Volker Schlöndorff geheiratet, da mochte Fassbinder mit mir nicht mehr drehen. Er wollte, dass alle auf ihn konzentriert bleiben.
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SZ: Wie mutig war es damals, hinter die Kamera zu gehen?
Trotta: Nachdem ich den Film „Das siebente Siegel“ von Ingmar Bergman gesehen hatte in Paris, wusste ich: ich will Regie führen. Aber ich habe das nicht laut gesagt, weil damals durfte eine Frau an so was gar nicht denken.
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SZ: Als Sie dann den Goldenen Löwen bekommen haben, 1981 für „Die bleierne Zeit“, muss das sensationell gewesen sein.
Trotta: Es war sensationell. Peter Bogdanovitch, der damals in der Jury saß, hat mir erzählt, dass er es war, der dafür gesorgt hatte, dass ich den Preis bekomme. Die Italiener wollten, dass ich ihn mit einem Italiener ex aequo bekomme. Und Bogdanovitch hat wohl gesagt: Wenn sie nicht den Hauptpreis bekommt, verlasse ich die Jury.
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SZ: Sie haben viele Frauen porträtiert. Wen hätten Sie gerne bei Ihrer Feier zum 80. Geburtstag dabei?
Trotta: Rosa Luxemburg. Vielleicht weil sie die erste historische Figur war, die ich porträtiert habe. Sie war mir auch am nächsten. Und weil es am schwierigsten war, zu ihr zu finden. Eigentlich wollte Fassbinder den Film machen. Er ist darüber gestorben. Sein Produzent hat mich angerufen und gesagt, jetzt musst du den Film machen.
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