4094: Claudius Seidl hat die Biografie von Helmut Dietl geschrieben.

Helmut Dietl hat nie zu den volltönenden Großmäulern des jungen deutschen Films gehört. Dafür hat er bessere Filme gemacht. Das ist jetzt in einer sehr gut geschriebenen Biografie von Claudius Seidl gewürdigt worden, Bayer wie Dietl.

Der Mann im weißen Anzug. Köln (Kiepenheuer & Witsch) 2022, 352 S., 25 Euro.

Dietl war nach dem Studium in München beim Regionalprogramm des BR gestartet. Seine „Münchener Geschichten“ begleiteten ihn ein Leben lang. Therese Giehse und Günther Maria Halmer wirkten darin mit. 1979 folgte „Der ganz normale Wahnsinn“, 1983 die zehn Episoden von „Monaco Franze“ (mit Helmut Fischer).

Mehrere Drehbücher schrieb Dietl gemeinsam mit Patrick Süskind, der ein Freund war. 1986 folgten die sechs Episoden von „Kir Royal“, 1992 „Schtonk“ (mit Götz George, Drehbuch mit Ulrich Limmer) über die gefälschten Hitler-Tagebücher. 1997 „Rossini“, 2005 „Vom Suchen und Finden der Liebe“. Helmut Dietl hat die deutsche Komödie auf einen neuen, leichten und liebenswerten Stand gebracht. Bei „Schtonk“ hatte er gezeigt, dass er auch den hohen Stil beherrschte. Er liebte die Frauen, war viermal verheiratet. Veronica Ferres‘ Karriere ist ohne Dietl nicht denkbar. Nach „Rossini“ wandte der Regisseur sich, wie sehr viele deutsche Filmemacher, nach Berlin, die neue deutsche Filmhauptstadt. Dort aber blieb er „heimatlos“. Was wir durch und von Helmut Dietl gelernt haben, ist Melancholie. 2015 starb der Regisseur an Krebs (Günter Rohrbach, SZ 5./6.11.22).