4046: Peter Richters Fazit der Documenta

Peter Richter zieht ein hoch-substantielles Fazit der Documenta 15 (SZ 23.9.22). Ich bringe hier nur Ausschnitte:

„Eine mit deutschen Steuergeldern finanzierte Ausstellung, die kommentarlos Propagandafilme zeigt, welche den Terrorismus palästinensischer Gruppen feiern, und sich jedes Einspruchs dagegen mit Argumenten von Kunstfreiheit und Zensur zu entledigen versucht, macht sich an dieser Stelle Voraussetzungen zunutze, gegen die sie ansonsten eigentlich zu Felde zieht. Angesichts der ethischen Anspruchshöhe der ganzen Veranstaltung wirkt dieser Widerspruch bestenfalls taktisch, eigentlich aber zynisch. Denn die ‚Kontextualisierung‘, nach der immer gerufen wurde, fand ja statt: Mit distanzierenden Beipackzetteln wären wirklich historische Dokumente daraus geworden. Die Documenta heißt aber Documenta, weil sie einst den Stand der ‚Weltkunst‘ dokumentieren wollte. Diesen Anspruch hat sie schon länger verabschiedet, trägt ihn aber wie den Nachnamen eines geschiedenen Ex-Partners weiter mit sich – und sie adelt damit am Ende auch Filme, die das Töten von Juden glorifizieren.“

„Die andere Lesart der Vorfälle, die dieser Documenta auf die Füße gefallen sind, ist nämlich die, dass hier unbedingt und mit allen Mitteln

die radikale Gegnerschaft zum Staat Israel auch im Kulturbetrieb der Bundesrepublik

als Position etabliert und normalisiert werden sollte. Diese Bestrebungen sind zur Zeit auch sonst nicht zu übersehen. Auch die eben zu Ende gegangene Berlin-Biennale hat sich geradezu obsessiv mit dem Nahostkonflikt beschäftigt, auch sie in hundertprozentiger Einseitigkeit, nur professioneller, also weniger dilettantisch als die Documenta in Kassel.“

„Jetzt, zu ihrem Abschluss, wäre es vielleicht ganz gut, wenn die Mitglieder der Findungskommission dieser Documenta allmählich mal aus dem opaken Kollektiv Nummer 1 hinter all diesen Kollektiven heraustreten und sich im einzelnen erklären könnten. Noch besser wäre nach alledem aber womöglich, wenn nächstes Mal zur Abwechslung ein paar andere Leute drinsäßen.“