4035: Hanno Rauterberg: Documenta kaputt

1. „Ihr ist gelungen, was noch nie gelang: So gut wie alle Teilnehmer sind dunkel verstimmt, die Kuratoren verbittert, weite Teile der deutschen Öffentlichkeit entsetzt, verwundert, empört.“ (Zeit, 15.9.22)

2. Es gab mehrere eindeutig antisemitische Ausstellungsstücke (darunter Filme).

3. „Von der Idee, die Kunst könne ein Ort der interkulturellen Annäherung sein, bleibt nach dieser Documenta nicht sonderlich viel übrig.“

4. Vorherrschend waren Sitzsäcke, Couchecken, Stuhlkreise.

5. „Warum ausgerechnet diese Documenta als Kampffeld der Geschichtspolitik endet? Meine Vermutung: Im Kern liegt es an der Kunst. Oder genauer: an ihrer fast vollständigen Abwesenheit.“

6. Eingeladen waren Kollektive, die einer sozialen, ökologischen, politischen Agenda folgten.

7. Weil die Documenta keine Struktur hatte, war ihr Hauptkennzeichen Indifferenz.

8. Viele Kollektive halten nichts von der Idee der Autonomie.

9. Was gefehlt hat, war das richtige Framing (einen schlüssigen Rahmen setzen).

10. Die Documenta 15 setzte auf Harmonisierung.

11. Die Affirmation sollte von allen geteilt werden.

12. „Vielmehr geht es immer gleich ums Grundsätzliche, um die richtige Gesinnung. Und vermutlich ist das der eigentliche, der größte Nachteil dieser Art von Anti-Kunst: dass ihr Sehnen nach Harmonie paradoxerweise eine Neigung zur Eskalation und Lagerbildung stark begünstigt.“

13. „Reden geht nicht mehr.“

14. Wer die Kunst der Kollektive also kritisiert, kritisiert damit zugleich die Gemeinschaft und ihre Werte.

15. Als fatal erweist sich die Vorstellung, allein im Kollektiv könnten gesellschaftliche Konflikte bearbeitet und gelöst werden.

16. Ausgerechnet Israel musste (wie übrigens sonst auch häufig) als Projektionsfläche herhalten.

17. Die postmodernen Aktivisten sind, wie sich in Kassel zeigte, nicht vor Ignoranz geschützt. „Statt sich umsichtig der Kritik zu öffnen, schrieb man harsche Erklärungen. Statt auf jüdische Verletzungserfahrungen zu hören, verteufelte man Israel. Und verriet damit das Kernanliegen der Documenta: die Werte der Anteilnahme und Verständigung. Was bleibt, ist eine Diskurslandschaft in Trümmern. Und eine Kunst, die sich darin verloren hat.“