3957: Tour de France – Mythos und Verhängnis

In diesem Jahr hat es bei der Tour de France keine Dopingfälle gegeben. Wer das glaubt, befindet sich in der Sphäre zwischen Traum und Propaganda. Schon Bertolt Brecht wusste ja: „Der große Sport fängt da an, wo er längst aufgehört hat, gesund zu sein.“ Das tut der Attraktivität der Veranstaltung offenbar keinen Abbruch. Auch wenn Asphalttemperaturen von 60 Grad üblich geworden sind. Das Peloton führt reichlich Nahrungsergänzungsmittel mit sich. Das Bild der Tour wird beim Publikum (hauptsächlich dem Fernsehpublikum) vom Leiden der Fahrer, der Volkshelden, bestimmt. Sie verkörpern Warnung und Werbung zugleich. Und die Werbung ist es, welche die Tour am Leben erhält. Ich sehe tagelang die gleichen Fahrer und Teams, ich sehe auch die gleichen Schaumweine und Weichkäse (Holger Gertz, SZ 25.7.22).