3868: Günter Wallraff unterstützt Julian Assange.

Der Investigativ-Reporter Günter Wallraff, 79, der sich um den deutschen Journalismus schon mehrfach verdient gemacht hat, obwohl er Kommunist ist, u.a. als Mitarbeiter von „Bild“. setzt sich in einem „taz“-Interview mit Michael Sontheimer für den australischen Journalisten Julian Assange ein, den Begründer von Wikileaks.

taz: Sie selbst haben jahrelang ausbeuterische Arbeitsverhältnisse enthüllt wie auch den Zynismus der ‚Bild‘-Redaktion. Wie sehen Sie ihre journalistische Praxis im Vergleich zu der von Wikileaks?

Wallraff: In einem Aspekt steht mir Assange sehr nahe. Es geht darum, Dinge aufzudecken, die mächtige Interessen verheimlichen. Wobei er in die politischen Machtzentren eindringt, zum Beispiel ins Hauptquartier der CIA, und ich mich nach unten Situationen aussetze, die verborgen bleiben sollen. Assange macht es im Großen, ich im Kleinen.

taz: Hat er deshalb wesentlich schärfere Konsequenzen zu ertragen als Sie?

Wallraff: Auf jeden Fall. Ich kann mich nicht beklagen. Ich wurde in Deutschland zwar von Geheimdiensten überwacht, musste aber für meine Aktionen nie ins Gefängnis. Das passierte in anderen Ländern, etwa in Griechenland zur Zeit der Militärdiktatur. Hier leben wir in einem Rechtsstaat. So hat der Bundesgerichtshof meine Recherchemethoden auch gegen einen übermächtigen Gegner wie den Springer-Verlag in der sogenannten Lex Wallraff mit der Begründung bestätigt: Gehlt es um gravierende Missstände, hat die Gesellschaft ein Recht, darüber informiert zu werden, auch wenn diese Informationen durch Täuschung erlangt wurden.