3846: Brigitte Berendonk 80 Jahre alt

Brigitte Berendonk war die erste prominente Aufklärerin über Doping in der Bundesrepublik Deutschland. Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre gehörte sie als Kugelstoßerin und Diskuswerferin selbst der Weltspitze an. Sie war 1958 mit der Familie aus der DDR geflohen. 1969 erschien ihr Aufsatz „Züchten wir Monstren? – Die hormonale Muskelmast“ in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Bei den Olympischen Spielen 1968 waren ihr die massiven körperlichen Veränderungen bei ihren Konkurrentinnen aufgefallen. Bis heute glaubt sie nicht an eine wirkliche, durchgreifende Verbesserung. „Einige erfolgsgierige Menschen sind nach wie vor auf dem falschen Weg.“ Auch heute noch müssten saubere Athleten gegen Betrüger antreten. Vielen, auch deutschen Funktionären wirft sie „Halbherzigkeit“ und „Opportunismus“ vor.

Die Oberstudienrätin für Englisch und Sport hat mit ihrem Mann, dem Molekularbiologen Werner Franke, unzählige Daten und Fakten zum Dopingbetrug gesammelt. 2004 bekamen sie dafür das Bundesverdienstkreuz. Berendonks möglicherweise größte Leistung war es, nach der Wiedervereinigung die streng geheimen DDR-Doping-Dissertationen und Forschungsarbeiten aus der Militärmedizinischen Akademie in Bad Saarow vor dem Schreddern zu bewahren. 1991 erschien ihr Buch „Doping – von der Forschung zum Betrug“.

„Wer wissen will, was war, der kann es nachlesen.“

(Thomas Purschke, taz 2.5.22)