3659: Chinesiche Tennisspielerin: erst vergewaltigt, dann versteckt

Peng Shuai stand bis vor zwei Jahren an der Spitze der Weltrangliste im Damendoppel. Seither hat sie kein Spiel mehr bestritten. Am 2. November beschuldigte sie im chinesichen Netzwerk Weibo den heute 75-jährigen ehemaligen Vizepremierminister Zhang Gaoli, sie mehrfach vergewaltigt zu haben. Seither war Peng Shuai aus der Öffentlichkeit verschwunden. Jeder, der die Methoden der kommunistischen Diktaturen kennt, weiß, wie die Partei- und Staatspropaganda mit solchen „Abweichlern“ umgeht. Gnadenlos. Allerdings hat Peng Shuai offenbar das Propagandasystem ins Wanken gebracht. Es wurde häufig über ihre Vorwürfe berichtet. Und es würde doch zu weit gehen, eine Olympiasportlerin wegzusperren, während im eigenen Land die Olympischen Winterspiele stattfinden.

Aber die chinesische Propaganda ist erfindungsreich und kreativ. Und hat ihre willfährigen Helfer. So zum Beispiel den IOC-Präsidenten Thomas Bach aus Deutschland. Er ist für seine Nähe zu Diktatoren bekannt. Hat sich von Menschen wie Horst Dassler (adidas) sponsern lassen. Etc. Bach ließ sich in einer Videokonferenz mit Peng Shuai filmen, nachdem diese irgendwo (aber wo?) wieder aufgetaucht war. Die Botschaft: Peng Shuai geht es gut. So hat die chinesiche Propaganda doch noch ihr Ziel erreicht. Und Thomas Bach knüpft da an, wo er sich 2014 anlässlich der Olympischen Winterspiele in Sotschi und angesichts der russischen Annektion der Krim mit Wladimir Putin und Champagner fotografieren ließ (Johannes Knuth, SZ 23.11.21; Christoph Giesen, SZ 23.11.21).