3588: Merkels Fehler

An der Misere von CDU und CSU sind natürlich viele schuld. Nicht ein Einzelner. Heiner Geißler und Wolfgang Schäuble hielten und halten die Aufspaltung in zwei Parteien für einen historischen Fehler. Die CSU (gerade unter Strauß und Stoiber) führte gerne das große Wort, auch wenn sie tatsächlich, wie jetzt wieder unter Markus Söder, schlechte Wahlergebnisse (Niederlagen) einfuhr und einfährt. 1976 und 2015 drohte der Bruch zwischen CDU und CSU.

Aber auch die Erfolgs-Kanzlerin in 16 Jahren, Angela Merkel, die jetzt an vielen Orten in der Welt als Chefin Europas gefeiert wird, hat schwere Fehler begangen. Sie lagen nicht darin, dass sie eine brutale Machtpolitikerin war. Sie lagen darin, dass sie, nachdem sie den letzten ernst zu nehmenden Konkurrenten in der CDU aus dem Weg geräumt hatte, kein Interesse mehr an der Partei hatte. Sie hat sträflicherweise darauf verzichtet, einen Nachfolger zu präparieren und präsentieren. Und ihr neuer Kurs wurde nicht programmatisch aufgearbeitet und abgesichert.

„Insofern werden die neuen Trennungslinien auch nicht zwischen CDU und CSU verlaufen. Sie werden zwischen Wirtschaftsliberalen und Sozialpolitikern verlaufen, zwischen den Traditionalisten, die sich eine gute, alte Zeit zurückwünschen (und mit Friedrich Merz einen Mann von gestern an der Spitze), und jenen, die wissen, dass eine moderne konservative Partei neue Antworten auf die Herausforderungen der Zeit finden muss.“ (Peter Fahrenholz, SZ 12.10.21)