3396: Streit um die Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung

Zum Gedenken an die ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer, Willy Brandt und Helmut Schmidt gibt es Stiftungen. Bei der Einrichtung einer „Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung“ gibt es Streit zwischen der CDU und der Kohl-Witwe Maike Richter-Kohl. Zwar wurde das Stiftungsgesetz im Bundestag mit großer Mehrheit angenommen, doch widerspreche es, so die Meinung von Frau Kohl, dem letzten Willen ihres Mannes. Sie als Witwe und Erbin sei übergangen worden. So könne Helmut Kohl „zum Spielball wechselnder politischer Mehrheiten“ werden. Die Koalition hatte sich kurzfristig entschlossen, ohne Frau Kohls Zustimmung in

Berlin

ein Helmut-Kohl-Zentrum zu errichten.

Auch über den Sitz der Stiftung gibt es Streit. Maike Richter-Kohl möchte ihn in Oggersheim/Ludwigshafen haben, wo Kohl mit seiner ersten Frau und seinen beiden Söhnen seit 1971 gelebt hatte. Später zog noch vor der Hochzeit Frau Richter-Kohl ein. Vergeblich hatte sie vor zwei Jahren versucht den „Kanzler-Bungalow“ unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Die rheinland-pfälzische Generaldirektion kulturelles Erbe hatte das wegen der „schlichten architektonischen Gestaltung“ abgelehnt und weil das Gebäude mehrfach umgebaut worden war. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass hier in Oggersheim der

Zehn-Punkte-Plan zur deutschen Einheit

getippt worden und viele hochrangige Staatsgäste zu Gast gewesen waren. Daraufhin hatte Frau Kohl-Richter das an ihr Haus grenzende Grundstück kurzerhand gekauft. Das hat ihr die CDU nicht gedankt.

Ein weiterer wichtiger Streitgrund ist die Schwarze-Kassen-Affäre der CDU. Sie begann im November 1999 mit einem Haftbefehl gegen den damaligen Schatzmeister Walther Leisler Kiep wegen Steuerhinterziehung. Kurz darauf gestand der damalige CDU-Generalsekretär Heiner Geisler ein, dass die CDU in der Ära Kohl „schwarze Konten“ geführt hatte. Aus der Sicht von Maike Richter-Kohl geht es heute „stärker denn je um Gesinnung, Ideologie, Zerstörung und Geschichtsfälschung“.

Nach seiner Abwahl 1998 hatte Helmut Kohl schätzungsweise 200 Leitz-Ordner mit historisch wertvollen Dokumenten an die Konrad-Adenauer-Stiftung gegeben, einen Teil davon 2010 aber wieder ausgeliehen. Dieser Teil befindet sich in der Obhut von Frau Richter-Kohl. Das kritisierte der Kohl-Sohn Walter: „Niemand sollte hier irgendwelche privaten Interessen verfolgen. Alle amtlichen Dokumente gehören in die Stiftung, damit sie dort wissenschaftlich aufgearbeitet werden können.“ (Hannelore Crolly, Welt 8.5.21)