3383: Ahmad Mansour: Vereinfachung und Lagerbildung

Dem in Deutschland lebenden israelischen Psychologen (mit palästinensischen Wurzeln) Ahmad Mansour fällt am Corona-Diskurs einiges auf (taz 26.4.21):

1. „Vereinfachung und Lagerbildung. Alles oder nichts, schwarz oder weiß, moralisch gegen unmoralisch, gut gegen böse. Exklusivitätsanspruch auf allen Seiten statt Austausch von Argumenten und Offenheit.“

2. „Wenn fanatische Stimmen die Deutungshoheit über die wichtigsten Debatten gewinnen, verliert die gesamte Gesellschaft.“

3. Die von der Türkei bezahlte Ditib beschuldigte das Robert-Koch-Institut, es verunglimpfe Menschen mit Migrationshintergrund mit der Behauptung, diese seien für die Pandemie verantwortlich.

4. „Auf Twitter versuchte die AfD-Bundestagsfraktion die hohen Patientenzahlen mit Migrationshintergrund als Beweis dafür anzuführen, dass die multikulturelle Gesellschaft gescheitert sei.“

5. „Migrationsforscher, Journalisten und Politiker suchten nach Erklärungen, oder besser gesagt, nach einer politisch korrekten Erklärung. Angeführt wurden die sozio-ökonomische Situation, Sprachbarrieren, beengte Wohnungen.“

6. „Es geht offenbar nicht darum, diese Menschen zu schützen, sondern nur um die Bestätigung der eigenen Ideologie, um moralische Überlegenheit und obsessiv eingeforderte politische Korrektheit.“

7. „Dabei könnte eine sachliche und tabufreie Analyse zu Erkenntnissen führen, die Menschenleben rettet. Ein Paradox, wenn man bedenkt, dass diejenigen, die den Anspruch haben, solche Communitys vor Rassismus zu schützen, aus Angst vor Rassismus in Kauf nehmen, dass genau diese Menschen mehr Leid erfahren.“

8. „Während Coronaleugner und Impfgegener die Pandemie am liebsten für beendet erklären würden, ruft die NoCovid-Gemeinde nach einem immer härteren Lockdown.“

9. Dass Kinder und Jugendliche mittlerweile seit Monaten nicht in der Schule waren und kaum soziale Kontalte hatten, interessiert die NoCovid-Gemeinde nicht.

10. „Fanatiker und Radikale dürfen die Debatte nicht bestimmen. Jegliche Kritik zu delegitimieren, weil sie Zustimmung von den Falschen bekommt, ist kein Argument. Die daraus resultierende Sprachlosigkeit ist die beste Voraussetzung für Radikale, Themen exklusiv für sich zu beanspruchen.“