3298: Klaus Gietinger zum 150. Geburtstag von Rosa Luxemburg

Zum 150. Geburtstag von Rosa Luxemburg ist ihr bester deutscher Kenner, Klaus Gietinger, Saarbrücken, in der FR (3.3.21) von Klaus-Jürgen Göpfert interviewt worden.

Gietinger ist ein bekannter und erfolgreicher Filmemacher. Sein Kultfilm „Daheim sterben die Leut“ stammt aus dem Jahr 1984. Gietinger kämpft gegen Autos und den Autoverkehr. 1993 publizierte er „Eine Leiche im Landwehrkanal. Die Ermordung der Rosa L.“. Darin weist Gietinger nach, dass Kräfte aus der Reichswehr Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht im Januar 1919 ermordet haben. 2017 erschien Gietingers Film „Wie starb Benno Ohnesorg“, in dem er nachweist, dass Ohnesorg 1967 von Karl-Heinz Kurras getötet wurde, einem Stasi-Agenten.

Im Interview präpariert Gietinger heraus, dass die 1871 in Ostpolen geborene Rosa Luxemburg, eine studierte Ökonomin und große Sozialistin, zum linken Flügel der SPD gehörte und den SPD-Vorstand für seine Politik vor dem Ersten Weltkrieg („Bewilligung der Kriegskredite“) und danach scharf kritisierte. Sie war eine militante Antimilitaristin und kämpfte gegen den Imperialismus, der uns die Katastrophen des 20. Jahrhunderts beschert hat, und begründete die KPD mit. Den Bolschewismus, der sich unter Lenin in Russland bereits durchgesetzt hatte, kritisierte sie, weil er undemokratisch und despotisch war. Leider fehlt dieser Aspekt bei Gietinger partiell. Luxemburg setzte sich für die Beteiligung an freien Wahlen ein. Das hat sie wegen ihrer Ermordung 1919 nicht mehr miterlebt.

Insofern hat sie auch den realen Sozialismus der Sowjetunion und ihrer Satelliten nicht kennengelernt. Ihre Kritik daran wäre interessant. Denn dass sie den Kapitalismus ablehnte, kann ja kein Geheimnis sein. Vom Kapitalismus hat sie den „New Deal“ und das deutsche „Wirtschaftswunder“ nicht gekannt. Und in der DDR hat Rosa Luxemburg gefehlt. Das ist auch dann richtig, wenn die deutschen Kommunisten in jedem Jahr zu ihrer Gedenkstätte pilgern. Aber da sind dann Leute wie Gregor Gysi dabei, die Rosa Luxemburgs Werk und Leben nicht beglaubigen können. Privat war Rosa Luxemburg eine freie Frau und große Briefschreiberin (großartige Schreiberin), die uns allen, weit über den Kommunismus hinaus, gefehlt hat. An einem Beispiel sei noch gezeigt, dass es in der Politik einfache Lösungen tatsächlich nicht gibt: Afghanistan. Begonnen hat diesen Krieg 1979 die Sowjetunion durch ihren brutalen Überfall. Dann ist dort politisch und militärisch sehr viel schiefgelaufen. Insofern mag ein Rückzug von dort erwogen werden. Aber nicht so, wie ihn Donald Trump aus inneramerikanischen Gründen wollte. An der falschen Syrien-Politik Obamas sehen wir, dass ein simpler Rückzug nicht genügt. Er hat dazu geführt, dass dort ein Massenmörder mit Hilfe von Wladimir Putin regiert.