3295: Facebook, Google und Co gefährden systematisch die Demokratie.

1. Facebook, Google et alii sind Werbeunternehmen.

2. Sie sammeln unsere Daten, verdichten sie zu Verhaltensmodellen und Persönlichkeitsprofilen. So können sie Anzeigen präzise platzieren. Dann erhalten Facebook-Nutzer, die sich für extremistische Inhalte interessieren, Werbung für Kampfausrüstungen.

3. Die von den Plattformen eingesetzten Algorithmen verstärken systematisch Desinformation und Hetze.

4. Ökonomisch zählt das Klickvolumen. Je mehr Klicks, desto mehr Umsatz. Egal welche Art von Inhalt.

5. Infolgedessen setzen sich die Plattformen permanent selbst unter Druck, weil sie zahlungskräftigen Hetzern und Extremisten als Megafon dienen und dabei untereinander konkurrieren.

6. Der Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 zeigt, dass wir vor den Trümmern unserer Demokratie stehen. Das war kollektiver Wahn, genährt von den Plattformkonzernen. Und das ist noch nicht zu Ende, Trump macht weiter.

7. Donald Trump war kein Unfall, sondern das logische Ergebnis der Plattform-Entwicklung. Er bedroht den freien Westen von innen.

8. Die Menschenrechte, die Vielfalt und die Gesundheit sind in Gefahr.

9. Facebook und Co machen Verschwörungsnarrative und Halbwahrheiten zu Geld.

10. Der militante Online-Kult QAnon hat außerhalb des englischsprachigen Internets in Deutschland am meisten Follower.

11. Die wirren Ideen der Querdenker finden Anhänger im Wählerspektrum etablierter Parteien wie der CDU und den Grünen.

12. Mündige Wähler sollten erfahren, warum sie politische Werbung zu sehen bekommen, warum der Algorithmus sie ausgewählt hat und wer dafür bezahlt.

13. Die Plattformkonzerne müssen von den westlichen Demokratien kontrolliert werden.

14. Digitaler Wahlkampf muss möglich werden, die Menschenrechte sind zu wahren und Wahlkampagnen müssen auskommen ohne Datensammeln, Hassrede und Desinformation.

15. Die US-Demokratie ist so zerrüttet, dass sie sich nicht mehr alleine helfen kann. Donald Trump hat die Republikanische Partei übernommen. Die USA brauchen die Hilfe des Westens (und umgekehrt).

16. Es bedarf insofern gemeinsamer Anstrengungen der westlichen Demokratien, freie und unabhängige Wahlen zu erhalten.

17. Dass die politischen Verhältnisse in den totalitären Diktaturen Russland und China viel zerrütteter sind als im Westen, ist kein Trost und keine Hilfe.

(Ben Scott, FAZ 17.2.21)