2726: Ein gerechtes Bildungssystem

Ein neuer Star in der Pädagogik ist Aladin El-Mafaalani. Er ist Professor an der Universität Osnabrück. Maximilian Probst und Arnfried Schenk haben ihn  für „Die Zeit“ interviewt (6.2.20). Ich beschränke mich auf drei Leitfragen:

Was ist ungerecht am Bildungssystem?

El Mafaalani: „Man kann die Frage schlicht mathematisch beantworten: Wenn man alles verdoppelt, verdoppelt sich auch der Unterschied. Die Expansion hat dazu geführt, dass die Chancen für alle besser werden. Da aber alle auf einem unterschiedlichen Niveau starten, verringert sich die Ungleichheit nicht. Das größere Problem ist daher, dass sich für diejenigen, die von der Expansion nicht profitieren, die Situation verschärft hat.“

Wie beseitigen wir Ungleichheit?

El-Mafaalani: „Die Ursachen für Ungleichheit haben nichts mit Schule zu tun. Nirgendwo werden Kinder so gleich behandelt wie im Unterricht. Das ist schön. Aber indem man unterschiedliche Kinder gleich behandelt, reproduziert man ihre Ungleichheit. Was sie von zu Hause und aus ihrem Milieu an Chancen, Entwicklungsimpulsen und Habitus mitbekommen haben oder nicht – das gleicht man nicht in 45 Minuten aus.“

Wo gehört das Geld hin?

El Mafaalani: „Man muss nichts neu erfinden, nur vieles ausbauen. Und vor allem früher ansetzen. Jetzt fließt viel Geld in die Kompensation bestehender Defizite: in Förderschulen, in Hauptschulen, in das Nachholen von Abschlüssen. Man müsste das Geld aber vielmehr in die Prävention stecken, also in Kitas und die Grundschulen.“