2631: Unsere Bauern heute

„Die Bäuerin und der Bauer von heute sind in der Regel gut ausgebildete, oft studierte Fach- und Geschäftsleute, die einen hochkomplexen Betrieb leiten. Es geht ihnen nicht schlecht, im Schnitt jedenfalls. Brutto verdiente ein Vollerwerbsbetrieb im Rechnungsjahr 2017/18 etwa 45.000 Euro pro (meist familiärer) Arbeitskraft, also 3.800 Euro im Monat. Etwa 40 Prozent davon kamen aus den Agrartöpfen der EU, also aus den Taschen von Europas Steuerzahlern.

Diese Subventionen verteilen sich freilich über die Agrarflächen wie Kuhfladen über eine Weide mit fettem Gras hier und magerem dort: wo ohnehin viel ist, wird viel gegeben. Das verstärkt den Trend hin zu weniger, aber größeren Betrieben. Zudem ist Landwirtschaft ein höchst kapitalintensives Gewerbe. So haben sich die Bodenpreise für Agrarland seit 2010 mehr als verdoppelt. Das ist gut für Erben, die den Hof ihrer Eltern aufgeben und verkaufen wollen. Aber kleinere Betrieb stehen bei Investitionen, und seien sie noch so wünschenswert für die Umwelt, allzuoft vor der existentiellen Frage, ob sich das Weitermachen noch lohnt. Jedes Jahr gibt einer von hundert Betrieben auf.

Gerade noch gut 600.000 Menschen arbeiten in der Landwirtschaft. Vor drei Jahrzehnten waren es doppelt so viele. Es gibt in Deutschland längst mehr Lehrer als Bauern. Entsprechend haben die Landwirte und ihre Lobby Einfluss in Politik und Gesellschaft verloren.“ (Jan Bielicki, SZ 30.11.19)